Ich mache gerade so viele Gefühle gleichzeitig durch.
Trauer
Wut
Aggression
Verzweiflung
Panik
Was der Auslöser ist?
Ich habe mir eine Reportage im TV angesehen:
Ja!
Als ich mit Louisa schwanger war
sagte ich:
"Ein behindertes Kind will ich nicht!"
Ich wusste nicht was Mutter sein bedeutet.
Ich wusste nicht was Mutter sein bedeutet.
Viele Jahre lang
führte ich ein Leben in dem Kinder keinen Platz hatten,
Reisen, Tauchen, viel arbeiten
Als ich von meinem Frauenarzt auf Grund meines Alters *hust*
zu einer Fruchtwasseruntersuchung gedrängt wurde
war es für mich keine Frage
ich war noch nicht Mutter.
Das wurde ich
in dem Moment als die Punktiernadel
in meinem Bauch verschwand
auf dem Ultraschallbild auftauchte
und das Kind das heute Louisa heißt
davor zurückzuckte.
Das war der Moment in dem ich Mutter wurde,
sah, dass diese kleine Wesen
schon etwas von außen wahrnehmen konnte.
2 Wochen war ich in Panik,
was wäre wenn etwas wäre?
ALLES GUT!
Diese Nachricht erhielt ich auf der Arbeit,
und ich heulte doch tatsächlich
während Kunden mich sahen.
Wo gibt es denn heulende Banker?
Dass der Verdacht "offener Rücken" im Raum stand
erfuhr ich erst im Nachhinein,
zum Glück.
Bei Schwangerschaft Nr. 2
war ich mir gar nicht mehr so sicher
ob ich die Fruchtwasseruntersuchung wollte,
ich war ja Mutter,
hatte sofort nachdem der zweite rote Strich auf dem Schwangerschaftstest
aufgetaucht war eine Bindung zu dem Würmchen in mir,
den Pränatest gab es da ja noch nicht,
wurde aber wieder gedrängt,
ich sei ja nochmal 3 Jahre älter
(Danke auch...)
und ich hätte es ja schon mal gemacht.
(Was ein Argument)
In der Klinik
wurde ich aufgeklärt,
kannte ich ja schon,
nur suchte man plötzlich nur noch nach Trisomien,
der Rest sei zu teuer geworden.
Die Frage
"Was wäre wenn?"
Können sich wenige beantworten,
ich ein wenig.
Ich sagte dem Mediziner
auf den Kopf zu:
"Ein Kind mit Down Syndrom ist für mich kein Grund zur Abtreibung!"
(Zu viele Begegnungen hatte ich schon
und ich wusste, dass es nicht "schlimm" ist
mit einem Kind das etwas anders ist)
Die Antwort war:
"Was tun sie dann hier?"
Die Untersuchung war 2 mal angesetzt,
2 mal konnte sie nicht stattfinden,
da das Risiko eines Abgangs zu hoch war,
gegen einen dritten Termin konnte ich mich dann erfolgreich wehren.
Ich habe es gespürt
Ich habe es verdrängt
Niemals hätte ich mich gegen dieses Kind entscheiden können.
War es doch wie ein Wunder,
dass ich nach 13 Jahren "üben"
und gegen die Hoffnung des Arztes
mit Louisa schwanger war
und dann auf den Punkt geplant
3 Jahre später mit Jolina.
Ich wollte ein zweites Kind,
kein Wunderkind,
keinen perfekten Menschen,
einfach nur ein 2. Kind.
Basta
Und unser zweites Kind haben wir.
Nicht perfekt.
Nein.
Aber darf ich mal lachen,
ich bin ja schon etwas älter,
wie man mich ganz
undezent darauf hingewiesen hatte,
und ich habe schon sehr viel gesehen.
Vor allem schon ganz viel
hinter die Fassaden
PERFEKT
ist da das wenigste.
Nicht allen Menschen
die nicht so perfekt sind
sieht man es gleich an.
Sie haben nicht Jolinas Mandelaugen
und ihre Gesichtszüge
die nicht perfekt? sind.
Ich schaue sie mir manchmal an und denke
wie wunderschön sie doch aussieht,
vielleicht gerade weil sie nicht der Norm entspricht.
Schaut Euch doch mal um
Ihr Mütter die das perfekte Kind wollen
Ihr schließt ein Kind mit Trisomie 21 aus
und bekommt ein Kind mit einer anderen Beeinträchtigung.
Shit happens
Es macht mich wütend
wenn Eltern in diesem Bericht
sagen, dass sie kein Kind mit Behinderung wollen.
Es wäre ein Einschnitt in ihr bisheriges Leben.
Himmel, Arsch und Zwirn!
Jedes Kind
ist ein Einschnitt in das bisherige Leben!
Ausschlafen?
Durchschlafen?
Sorglos tralala?
Und das wird nicht aufhören,
NEIN!
es wird nur anders werden,
Wenn Mama heute nicht schlafen kann
weil das Baby schreit
wird sie in 18 Jahren
nicht schlafen können
weil das enorm gewachsene Baby
um die Häuser zieht.
Wer mich kennt,
weiß, dass ich mit Religion an sich
nichts anfangen kann.
Aber das hat doch damit gar nichts zu tun.
Es geht um Werte und Normen.
Was ist denn heute wichtig?
Ich könnte kotzen!
Ja, ich kann gar nicht so viel essen
wie ich kotzen möchte
bei der Einstellung die manche haben.
Nur der äußere Schein ist wichtig,
Und ich habe Panik!
Panik, dass mir und anderen Eltern
mit Kindern mit Down Syndrom
die Zeit weg läuft
um der Welt zu zeigen,
dass es zwar das immer fröhliche Kind
gar nicht gibt,
aber dass es nicht der Weltuntergang ist.
Nein, das Beste
ist Jolina nicht was mir je passiert ist.
1. würde ich damit Louisa Unrecht tun
1. würde ich damit Louisa Unrecht tun
2. würde ich dann ja davon ausgehen
es kommt nichts besseres mehr
Mein Thema im mündlichen Abi war Euthanasie
wie passend
Auch hier wird wieder versucht
eine Art Mensch auszurotten
nur scheinbar sauberer.
Kennt Ihr den Film Gattaca?
Er hat mich immer fasziniert
denn eigentlich wollte ich nicht Banker werden,
sondern Genetik studieren
(schon verrückt das Leben)
Gattaca ist fast da
und ich glaube es ist nicht mehr aufzuhalten.
Was kann ich tun?
Was soll ich noch tun?
Think Big?
Nein, das funktioniert doch nicht.
Ich habe zwar diesen Blog
und facebook und und
aber was zählt
ist hier mein Umfeld.
Hier versuche ich zu zeigen,
das Jolina
ihr Leben verdient hat
wie jedes andere Kind das nicht perfekt ist auch!
Danke fürs auskotzen dürfen