Schon seit geraumer Zeit
beobachte ich mit leichter Faszination
und auch Schrecken
die Ausbreitung des Phänomens
der gestörten Selbstwahrnehmung.
Dies kann natürlich auch krankhaft sein,
auch Magersucht geht
oft damit einher
und der Blick in den Spiegel zeigt
der Person oft ein anderes Bild
als das was alle anderen sehen.
Dafür gibt es zum Glück professionelle Hilfe,
Dafür gibt es zum Glück professionelle Hilfe,
aber was ist mit den ganzen anderen Fällen?
Was kann man da tun?
Anstatt Hilfe oder Ratschläge zu bekommen
werden diese Menschen sogar vorgeführt.
Ich schaue mir Castingshows
aus einem Grund ungerne an,
hier wird Quote gemacht
mit Menschen die man am liebsten
unter Betreuung stellen würde.
Während manche sich lachend auf die Schenkel klopfen,
schüttle ich den Kopf
und denke mir:
"Die können jetzt doch nicht wirklich von sich selbst
denken, dass das gut ist?"
oder
"Ich würde mich morgen nicht mehr auf die Straße trauen"
Ich frage mich woher das kommt.
Sind es die Eltern?
Vielleicht.
Ihr kennt sie sicher auch,
diese Eltern "Mein Kind ist das
Schönste, Klügste, Beste ...."
Natürlich sind wir alle stolz auf unsere Kinder,
und ein Lob und gute Worte
bringen schneller Erfolg
als jede Ermahnung.
Aber ich kann meinem Kind
doch nicht einreden,
dass es am schönsten singt
wenn es nicht einen Ton trifft.
Das führt eventuell, dann 15 Jahre später
zur Bewerbung bei DSDS oder ähnlichen Formaten.
Der Grund für dieses Hirnpups
sind aber keine singenden Naturkatastrophen im TV,
sondern Menschen die erst einmal
gar nicht so sehr ins Auge stechen.
Aber das gehäufte Auftreten dieser Menschen
lässt mich gerade
in Diskussionen immer mehr verstummen.
Diese Leute gehen wirklich davon aus,
dass ihre Meinung die allein richtige und gültige ist.
Sie sehen sich als den Nabel der Welt
und fühlen sich anderen überlegen.
Das kommt dadurch zum Ausdruck,
dass sie Menschen mit anderen Meinungen
gnadenlos niederschimpfen und beleidigen.
Wie kann man nur so von sich überzeugt sein,
dass man so blind anderen gegenüber ist.
Aussagen anderer werden grundsätzlich
falsch verstanden
womit man dann selbst wieder zum verbalen Supergau ausholen kann.
Wie kommt es,
dass immer zuerst einmal davon ausgegangen wird
andere hätten etwas falsch gemacht?
Ich persönlich suche Fehler immer erst mal bei mir,
merke ich beim probenähen,
ich schreie nicht gleich die Anleitung ist falsch,
sondern ich gehe erst mal davon aus,
dass ich absoluten Quark genäht habe.
Wenn mein Kind schlecht in der Schule wäre,
dann würde ich sicher nicht zuerst die Schuld beim Lehrer suchen
und wenn mir ne neue Hose im Laden nicht passt
liegt das nicht daran,
dass sie blöd geschnitten ist,
sondern das mein Hintern zugenommen hat.
Ich mag Menschen
die über sich nachdenken
und merken, dass sie auch nicht immer richtig liegen.
Es ist kein Zeichen von Schwäche
Fehler zuzugeben.
Ich muss mir als Administrator einer großen Facebook-Gruppe
ganz oft versuchen ein Bild über Menschen zu machen
die um Aufnahme als Mitglied bitten.
Ihr werdet nicht glauben was ich da teilweise
für ein Bild von diesen Leuten bekomme.
Was sehen die in sich selbst?
Dies beginnt schon bei den selbst erfundenen Namen,
über die Profilbilder
(Mädels, wenn ihr nicht unbedingt im Rotlichtmilieu
einen Job sucht, dann lasst doch Eure Brüste in den Oberteilen
und die Augäpfel in den Höhlen)
bis zu den Dingen die dann öffentlich gepostet werden.
Ich muss mir dann Gedanken machen,
ob diese Mädels und auch Jungs
wirklich nur die netten Jugendlichen von neben an sind
und wirklich Interesse an einer Down Syndrom Gruppe haben
oder Werbung für Flirtlines posten wollen.
Wie gerne würde ich den Mädchen etwas warmes überziehen
und sagen, dass sie wirklich nicht sexy hexy aussehen
sondern billig.
Manchmal ist es einfach wichtig
zu fragen
wie sehen mich andere.
Aber am besten unparteiische,
denn wenn ich jetzt in dem Laden
in der viel zu knappen Hose mit meinem Nilpferdhintern
eine Verkäuferin frage,
wird die sagen:
"Steht ihnen ganz toll,
wollen sie bar oder mit Karte zahlen?"